Sceptica
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sehr fr?h, n?mlich mitte sept. 06 wurde in der "zeit" bereits ?ber die vermarktung geklagt. "frei nach dem motto: wer hat den profit", kann man heute erraten, welche medien druck ausge?bt haben.
Wurde sie erpresst?
Die entf?hrte Wienerin Natascha gab vergangene Woche weltweit beachtete Interviews. Ihr Medienberater Dietmar Ecker erkl?rt warum.
DIE ZEIT: Herr Ecker, Sie vermittelten Exklusivinterviews mit der ?starken Natascha?. Nun klagen Psychologen, die Entf?hrte sei gar nicht so stark, sondern schwer traumatisiert. Warum haben Sie diese Frau so fr?h an den Boulevard verkauft?
Dietmar Ecker: Wir haben in einem Graubereich gearbeitet. Natascha Kampusch wollte ein Interview geben, und ich schlug urspr?nglich vor, dass sie sp?ter mit Qualit?tsmedien spricht. Doch dann entwickelte sich eine Soap-Opera, wie wir sie seit Lady Di nicht mehr erlebt hatten. Ich musste verhindern, dass Frau Kampusch auf der Stra?e angespuckt wird. Im britischen Boulevard stand schon, sie sei schwanger, h?tte eine Aff?re mit ihrem Entf?hrer gehabt. Wiener Journalisten fragten: ?Na, hat die nicht vielleicht ein Gspusi gehabt mit diesem Priklopil?? Die so genannten seri?sen Medien luden Experten ein, die den Zustand des M?dels ?ffentlich analysierten. Frau Kampusch konnte nachlesen, ob sie nun wirklich am Stockholm-Syndrom litt. Das war doch zum Kotzen.
ZEIT: Wurden Sie von Boulevardmedien erpresst?
Ecker: Nein, erpresst wurde ich nicht. Aber der Druck war enorm. Manche Journalisten sagten: ?Wir meinen es nicht b?se, aber werden so lange Fotografen zu Frau Kampusch schicken, bis wir das erste Foto haben. Und auch die passende Geschichte dazu werden wir finden!?
ZEIT: Nennen sie die Medien, die Sie derart gen?tigt haben.
Ecker: Nein, das kann ich nicht. Die letzten zwei Wochen waren so aggressiv. Ich bin froh, dass alles vorbei ist.
ZEIT: Der Kriminologe Christian Pfeiffer kritisiert, man h?tte Kampusch einen neuen Namen und einen sicheren Ort bieten m?ssen.
Ecker: Klingt klug. Als Privatmann w?rde ich auch sagen: ?Es gibt kein Interview, das M?dchen muss sich erholen, basta!? Doch was h?tte ich ausgel?st? Bilder von Kampusch beim Eisessen, beim Baden, bei der Mutter ? und konstruierte Geschichten dazu. Fotos und Horrorstorys von ihr waren schon am Schwarzmarkt.
ZEIT: Die h?tten nicht gedruckt werden d?rfen.
Ecker: Das ist einigen Medien doch v?llig wurscht. Die Frage war: Hat Kampusch es noch in der Hand, zu entscheiden, ob ihre Rolle die der Guten oder der B?sen ist?
ZEIT: Es gab einen vergleichbaren Fall in Japan. Der Boulevard respektierte die Entscheidung des Opfers, kein Interview zu geben.
Ecker: Ja, aber da war der Fall nur auf Japan be- schr?nkt. Hier ist er ins Ausland ?bergeschwappt. Die Verwandten und Bekannten von T?ter und Opfer wurden von Reportern fertig gemacht. Ein Gesch?ftspartner von Priklopil ist in Therapie. Sein schwerkranker Vater wurde von Journalisten ?berfallen. 90 Prozent der Bev?lkerung wollten ein Interview sehen! Wir mussten an einem Schutzmechanismus arbeiten, damit sich dieser Druck nicht direkt auf Frau Kampusch entl?dt. Wichtig war auch, dass sie nicht an die falschen Berater kommt.
ZEIT: Gutes Stichwort: Der Anwalt von Frau Kampusch arbeitet auch als Anwalt von News ? das ist jenes Magazin, das ein Interview bekam. News hatte die Woche zuvor noch intime Details ?ber Kampusch abgedruckt. Sie wollte klagen. Nun gibt sie ausgerechnet diesem Blatt ein Interview. Erpressung?
Ecker: Nein, es war keine Erpressung. Dagegen verwahre ich mich. Aber Frau Kampusch muss schauen, dass die gro?en Medien ?sterreichs die Schutzhand ?ber sie haben.
ZEIT: Die Schutzhand? Das klingt wie Schutzgeld.
Ecker: Wir m?ssen die Realit?t erkennen, und Frau Kampusch muss vern?nftige Beziehungen zu den gr??ten Medien im eigenen Land haben. Es wird Jahre brauchen, bis diese Frau wieder ein normales Leben f?hren kann. Sie ben?tigt daf?r eine existenzielle Absicherung. Wir mussten schnell handeln.
ZEIT: Sie sind einer der besten Lobbyisten, Sie m?ssen es doch auch anders schaffen, Geld zu organisieren, als den Boulevard zu bitten.
Ecker: Ich habe ja auch mit ?seri?sen? Medien verhandelt. Die haben dann mit ihren Inserenten geredet und gesagt: ?Wir bringen nix z?samm.?
ZEIT: Sie h?tten Spendenkonten einrichten k?nnen.
Ecker: Und wie h?tten wir das ohne breite Medienunterst?tzung tun sollen? Eine L?sung war daher wieder nur ?ber den Boulevard m?glich. Die Herausgeber von News und Krone sagten: ?Dietmar, was braucht das M?del? Was k?nnen wir tun? Braucht sie einen Job, eine Ausbildung?? News und Krone haben schlie?lich ein sch?nes Packerl gemacht und ihr finanzielle Grundversorgung, Job und die dringend ben?tigte Wohnung geboten. Aber bitte missverstehen Sie mich nicht. Ich sage nicht: ?Super, ich habe f?r das M?del viel herausgeholt.? Ich habe genug Distanz zu mir, um zu wissen, welch abenteuerlicher Grenzgang das war. Doch der Hype ist nun vorbei, und Frau Kampusch ist f?r die n?chsten Jahre finanziell abgesichert.
ZEIT: M?ssen die Mediengesetze in Europa versch?rft werden?
Ecker: Ja, denn es kann doch nicht sein, dass sich ein 18-j?hriges Opfer nicht mehr aussuchen kann, ob es von den Medien in Ruhe gelassen wird oder nicht. Die klassischen Mechanismen des Schutzes greifen in dieser vernetzten Medienwelt nicht mehr. Wir brauchen Gesetze, die an die wirtschaftliche Substanz der Unternehmen gehen, wenn sie Pers?nlichkeitsrechte ?berschreiten. Doch diese Novellen m?ssen auf europ?ischer Ebene abgestimmt werden. Durch die globale Vernetzung der Medien macht eine nationale L?sung keinen Sinn mehr.
Das Gespr?ch f?hrte Florian Klenk
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