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Walter Pöchhacker

Auszug aus dem Buch:


Gewissenlos?

Beleuchtet man die Situation von T?tern, die sich, auch wenn noch gar kein konkreter Verdacht gegen sie besteht, wohl immer vor ihrer Entdeckung f?rchten m?ssen, ganz im Allgemeinen oder im Besonderen, wie in diesem Fall, so d?rfte sie wohl nur von einem beherrscht sein: von Angst, Tag und Nacht.

Tags?ber, wie roh, hartherzig oder ?cool? auch immer man sein mag, ist es wohl nicht leicht, den Schein zu wahren. Vor den Nachbarn, Bekannten, Gesch?ftspartnern, einem ganzen Bezirk, in dem es ohnehin schon die Spatzen von den D?chern pfeifen, wer die T?ter sind. Nur, was ist der Schein? Dazu kommt die Angst vor den Medien, deren kritischen Fragen. Die Angst vor den Kameras, die ein Zittern der H?nde und ein nerv?ses Flackern der Augen unbarmherzig einfangen. In Nahaufnahme. Und gleichzeitig jedes Wort dokumentieren. Ein falsches Wort ... auch am Telefon. Wird man abgeh?rt, ?berwacht?

In der Nacht, vor dem Einschlafen: Die tags?ber m?hsam zur Schau gestellte Fassade br?ckelt ab wie loses Mauerwerk. Man ist allein. Allein mit der Angst und seinem Gewissen. Gewissen? Vielleicht nur mit der inneren Gewissheit, dass alles nur eine Frage der Zeit ist. Der qu?lenden Frage, wie lange es dauern wird. Tage, Wochen oder Jahre? Schritte vor der T?r: der Brieftr?ger oder die Polizei? Allein mit der Angst, dass ein Mitwisser, irgendwann, einen Fehler machen k?nnte. Oder er die dr?ckende Last einfach nicht mehr aush?lt und sein Gewissen erleichtern m?chte. Vielleicht noch vor seinem nat?rlichen Tod. Oder der, nach etwa einem Unfall, noch in Narkose, nur scheinbaren Unsinn erz?hlt. Oder der sich im Rausch verplappert. Oder im Schlaf wirres Zeug redet, bis der Bettnachbar aufmerksam wird. Oder, wenn vielleicht andere Polizisten ans Ruder kommen und sagen: ?Was wiegt?s, das hat?s? und Fragen stellen. Und das Puzzle aus drei Teilen endlich zusammensetzen!

Die Konsequenzen selbst erscheinen dagegen als fast harmlos: Reinen Tisch machen. Vom Mitt?ter nicht mehr abh?ngig sein. Eine, vielleicht sogar moderate, Strafe ausfassen; deswegen moderat, weil es vielleicht kein Mord, sondern nur ein Totschlag oder gar nur eine K?rperverletzung mit t?dlichem Ausgang war. Eine m?gliche Strategie f?r die Strafverteidiger? F?r das blo?e Verstecken der Leiche w?re vielleicht ?berhaupt nur mit einer bedingten Gef?ngnisstrafe zu rechnen. Ein Gest?ndnis als Milderungsgrund, ein Gest?ndnis als Alternative?
12.03.06, 19:06:06

Susanne

aber ist es nicht so,dass umsomehr zeit nach einer tat vergeht,auch das gewissen beruhigt wird und sich ein t?ter dann doch sicher f?hlt??
er dies sozusagen ad acta legt?? ist es nicht so wie bei anderen Dingen auch,dass die begangene Tat f?r denjenigen an Intensit?t verliert???

wie kann es sonst sein dass manche T?ter sich nie melden??
erst wenn es dann wieder pr?sent wird,beginnt die neuerliche Angst der Entdeckung???
05.04.06, 10:18:12

Walter Pöchhacker

Hallo Susanne!

Sicherlich hast du Recht: Je mehr Zeit vergeht, desto besser in der Regel f?r die T?ter. Nur in diesem Fall wissen sie, dass ihr Schicksal an einem seidenen Faden h?ngt: Freiheit oder Gef?ngnis h?ngt meiner ?berzeugung nach nur davon ab, ob endlich die Polizei in N? den Fall ?bertragen bekommt.

LG, Walter
05.04.06, 11:07:30

AtomicKitten

wie man sieht hast du dich sehr geteuscht und Natascha lebt hahaha hast damit nicht gerechnet.
09.07.07, 18:36:58
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