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Walter Pöchhacker

Es war im Februar 2011, als sich die Schwester von Manfred H. verzweifelt an mich wandte. Die Oberösterreicherin berief sich dabei auf eine Empfehlung ihres Anwaltes. Für eine seiner Klientinnen hatten wir 1993 unter recht spektakulären Umständen deren Tochter erfolgreich aus Ägypten „rückentführt“ und uns dafür 10 Jahre Haft in Abwesenheit eingehandelt. (Nachzulesen auch im "Pressespiegel").

Ihr in Maissau/NÖ lebender Bruder sei im November 2010 von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Der Vertreter für Eismaschinen habe geschäftliche Kontakte nach Italien und in letzter Zeit auch nach Russland unterhalten. Die Schwester beschrieb den vermissten Bruder als Typ, der auch bei Frauen nichts anbrennen ließ. Daher habe man im Familienkreis anfangs ein Abtauchen wegen einer „neuen Flamme“ nicht für ausgeschlossen gehalten. Als sich Manfred allerdings auch zum Geburtstag seiner Mutter nicht gemeldet hatte, erstattete man eine Vermisstenanzeige. Zuständig war das LKA NÖ.

Die Ermittler hatten unserer potenziellen Klientin zufolge kein besonderes Engagement an den Tag gelegt. Ein Erwachsener könne (richtigerweise) schließlich tun und lassen was er wolle – auch abtauchen. Anzeichen für ein Verbrechen seien laut Ansicht der Polizei angeblich nicht oder nicht ausreichend vorgelegen, um sich ernsthaft um den Fall zu kümmern. Für die Schwester war dieser Standpunkt nicht nachzuvollziehen und sie fragte daher einmal unverbindlich nach meiner Meinung.

Sie lenkte ungeschminkt den Verdacht auf Estibaliz C., seiner letzten in Wien lebenden Freundin und Betreiberin eines Eisgeschäftes. Diese habe sich das Verschwinden von Manfred auch nicht erklären können, verweigerte der Schwester aber die Rückzahlung eines beträchtlichen Betrages (meiner Erinnerung nach ca. 80.000 Euro), den sie Manfred schuldete. Warum hätte sie auch seiner Schwester bzw. Familie Schulden zurückzahlen sollen? Nur Manfred selbst könnte auf sein Geld pochen – wenn er wollte (bzw. noch könnte). Die Schwester wies noch darauf hin, dass in der Zeit des Verschwindens der Bruder von Estibaliz in Wien war und wieder nach Spanien zurückgekehrt sei.

Bereits aus diesen Anhaltspunkten musste die Möglichkeit eines Verbrechens in Betracht gezogen werden. Das Fass zum Überlaufen brachte aber die Tatsache, dass der Wagen von Manfred H. in der Umgebung der Wohnadresse von Estibaliz aufgefunden wurde. Und zwar ohne die Utensilien, die der Vertreter für seinen Beruf benötigte und üblicherweise in seinem Pkw hatte.

Dass diese Vermisstensache zum Himmel stank (wie sich später herausstellen sollte im wahrsten Sinn des Wortes) lag auf der Hand. Die Schwester wollte vor einer Auftragserteilung aber noch sondieren, was die Polizei davon halten würde. Was diese allenfalls davon gehalten hatte weiß ich nicht, aber Gedanken sind ja frei. Die Schwester ließ jedenfalls nichts mehr von sich hören.

Fortsetzung folgt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

11.06.11, 16:07:08

spitzi

Ach wie schön, dass es hier auch wieder einmal weiter geht.
Man darf wohl gespannt sein, auf die Fortsetzung dieser Story!

13.06.11, 15:37:17

Walter Pöchhacker

25.06.11, 00:56:06
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