Altlast
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Das Kampusch-Kapitel aus Feursteins Buch hab ich jetzt durch. Nun ja.
Zu zwei Dritteln wird aus alten Interviews mit Kampusch zitiert oder
Szenen daraus nacherzählt. Ob Feurstein diese Passagen des Buches
wirklich selber geschrieben hat, wage ich zu bezweifeln. Ein Großteil
des Rests besteht aus anderem bereits Bekanntem, wie etwa der Aussage
des Hundeführers. Auch Walter Pöchhacker wird mehrmals erwähnt, und das
nicht einmal in einem negativen Zusammenhang.
Feurstein erklärt, schon vor dem ersten Interview mit Kampusch vom
Skiausflug gewußt zu haben und hätte dies auch gerne im Gespräch
mit NK thematisiert, die Betreuer wollten das aber nicht.
Zwei kleine Fehler sind mir aufgefallen: die Kampusch-Doku wurde am
3. Jänner 2007 ausgestrahlt, nicht am 2. Außerdem schreibt Feurstein,
Kampusch müsse [I]vielleicht[/I] selbst vor Gericht aussagen.
Das hat sie aber bereits Mitte Mai 2008 getan.
Herrn Koch gegenüber, der ihm in einem offenen Brief in der Krone Schläge
angedroht hat, gibt sich Feurstein verständnisvoll. Koch sei anscheinend
innerlich weiterhin noch auf der Suche nach seiner Tochter. Damit dürfte
er nicht einmal Unrecht haben.
Ch. Feurstein sorgt sich um die weitere persönliche Entwicklung von Kampusch,
wie er an mehreren Stellen andeutet. Daß man NK wie einen Star behandelte,
ist "wahrscheinlich ein Fehler". Er beschreibt auch, wie ihr in Barcelona
bei der Frage nach Freundschaften die Tränen kommen, die sie aber mit
"das Salzwasser brennt in den Augen" überspielt. Den letzten Absatz seines
Buches richtet er diesbezüglich auch gezielt an sie:
[quote]Natascha Kampusch hat einmal zu mir gesagt, sie habe für sich noch
nicht definiert, was Freundschaft sei. Es bleibt zu hoffen, dass die
Öffentlichkeit für sie nicht zum Bumerang wird. Denn Popularität kann
ein süßes Gift werden, das nach immer höheren Dosen verlangt, wenn die
eigentliche Sehnsucht nach ehrlicher und wahrhaftiger Zuneigung
nicht erfüllt wird.[/quote]
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