Altlast
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Jetzt hab ich es mir auch angesehen. Bewertung geb ich nicht ab, weil für mich keine der drei Aussagen zutrifft. "super" war die Sendung sicher nicht, was "puls 4 halt" sonst sendet, kann ich nicht beurteilen, und als "abgrundtief" empfand ich den Talk auch nicht. Wer eine "abgrundtiefe" Interviewsendung sehen will, soll sich Frank Elstners "Menschen der Woche" auf SWR antun.
Positiv am Kampusch-Talk ist mir aufgefallen, daß sie ihre Mimik und Gestik ziemlich im Griff hatte. Ich habe mit wildem Augenrollen, -aufreißen und -schließen gerechnet, damit, daß sie sich mit den Fingern ins Gesicht greift oder an ihren Kleidern herumnestelt. Aber wenn sie es noch schafft, ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen während sie ihm eine Frage stellt, dann kann sie mit ihrer Körpersprache zufrieden sein.
Wohlgemerkt: für Kampusch-Verhältnisse.
Nervig waren ihre Zwischenbemerkungen, mit denen sie offenbar zeigen wollte, daß sie sich auf ihren Gast vorbereitet hat. Der einzig wirklich peinliche Moment kam am Schluß, als sie Lauda aufforderte, sie etwas zu fragen "was Sie mich schon immer fragen wollten". Als ob sich Niki Lauda seit August 2006 jede Nacht schlaflos im Bett wälzen würde, weil ihm eine Frage an NK auf den Nägeln brennt. Daß sie dann keine Antwort auf die harmlose Frage nach ihren Plänen für das kommende Jahr geben konnte, war die Krönung.
Die ganze Sendung hat mich an "Schüler fragen Politiker" erinnert, wo Kinder zwischen 10 und 14 Jahren ins Parlamentsgebäude geschickt werden und dort Abgeordneten Fragen stellen dürfen. Diejenigen, die sich den Fragen stellen, haben dann meist genau den gleichen nachsichtigen Gesichtsausdruck und das gleiche gutmütige Lächeln wie Lauda in der Kampusch-Sendung.
Hoffentlich weiß NK es zu schätzen, daß sich ausgerechnet Niki Lauda erbarmt hat, erster Gast in ihrer Show zu sein. Ein Jungschauspieler mit Profilneurose, ein Musiker mit neuem Album oder ein Wohlfahrtsvertreter ohne Medienerfahrung als erster Gast, und die Pilotfolge von "Natascha Kampusch trifft ..." hätte beim besten Willen nicht gesendet werden können, denn natürlich war es Lauda, der die ganze Sache erträglich gehalten hat.
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