Freitag, 19. August 2016
http://www.handelsblatt.com/politik/international/fall-natascha-kampusch-demnaechst-kommt-eine-schmuck-kollektion-auf-den-markt/14425670-3.html
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FALL NATASCHA KAMPUSCH
[B]Grünen-Sprecher kritisiert gravierende Polizeifehler[/B]
[B]„Demnächst kommt eine Schmuck-Kollektion auf den Markt“[/B]
Im Februar 2006 wird Natascha 18 Jahre alt. In den folgenden Monaten wird sie erstmals von Nachbarn öfter gesehen – im Garten, im Auto, beim Bäcker, im Baumarkt. „Alle dachten, der hat jetzt eine Freundin“, sagt eine 71-jährige Nachbarin. Aber bei den wenigen Kontakten habe Priklopil die junge Frau als Haushaltshilfe seines Freundes vorgestellt. Angesichts dieser für Natascha neuen Lebensumstände ist sich die Frau aus der Nachbarschaft sicher: [B]„Sie hat schon vorher Möglichkeiten zur Flucht gehabt.“[/B] Priklopil hatte Kampusch nach ihrer Aussage aber eingeschüchtert, in diesem Fall sie und alle anderen Beteiligten umzubringen.
[B]Die 71-jährige Nachbarin ist eine der ganz wenigen aus der Nähe des Wohnhauses des Täters, die sich zum Fall Kampusch äußert. Hier will kaum einer reden über „die Kampusch“, die in Österreich nicht nur als Opfer gesehen wird.[/B] Immer wieder wird sie auch kritisiert, als eine, die mit ihrem Schicksal Geld verdient, nun gar das Haus ihres Entführers (teils zugesprochen vom Staat, teils von der Mutter gekauft) besitzt.
Sie wollte nicht, dass das Haus in falsche Hände gerät. „Ich hätte es nicht ertragen, wenn dieser Ort zu einem Gruselkabinett umfunktioniert worden oder zu einem Wallfahrtsort für seltsame Menschen geworden wäre, die insgeheim eine Bewunderung für den Täter und seine Tat hegen“, schreibt Kampusch in ihrem neuen Buch „Natascha Kampusch: 10 Jahre Freiheit“ (List-Verlag).
Kampusch will ihr Leben nun wieder selbst in die Hand nehmen und Projekte verwirklichen. [B]„Demnächst kommt eine Schmuck-Kollektion auf den Markt. Ich muss nur schauen, in welchen Dimensionen sich das bewegt“, so Kampusch im Interview der Deutschen Presse-Agentur.[/B] Dem Täter hat sie zwischenzeitlich vergeben – auch um sich selbst vom Ballast der Vergangenheit zu befreien.
[B]Pilz hat den Fall mit Blick nach vorne aufgearbeitet. „Eines unserer Grundanliegen war, dass sich Eltern in Zukunft darauf verlassen können, dass im Fall einer Entführung die Polizei mit höchstem Einsatz und mit höchster Qualifikation versucht zu ermitteln und das Kind zu befreien.“ Dass Fehler keinerlei Folgen hätten wie im Fall Kampusch, sei „ein verheerendes Signal an die Beamten“. Wer schlampig ermittle oder bewusst vertusche, werde wieder davonkommen, fürchtet er.[/B] [...]