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Walter Pöchhacker

ORF.at - 22. März 2016

[...]

[B]Streit über neues Buch zu Fall Natascha Kampusch[/B]

Das am Montag erschienene Buch „Der Entführungsfall Kampusch. Die ganze beschämende Wahrheit“ des ehemaligen deutschen Kriminalbeamten Peter Reichard droht zu einem Streitfall zu werden. Natascha Kampuschs Rechtsvertreter Gerald Ganzger erklärte gegenüber den Zeitungen „Presse“ und „Kurier“ (Dienstag-Ausgaben), seine Mandantin habe keine Zustimmung dazu gegeben.

[B]Videos aus Verlies[/B]
Reichard zitiert in dem Buch Dialoge aus Videos, die Kampuschs Entführer Wolfgang Priklopil in dem Verlies gedreht hat. Laut einem gestern veröffentlichten Bericht über das Buch in der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ steht der Autor nach Verlagsangaben (Riva, Münchner Verlagsgruppe) seit zehn Jahren in engem Kontakt mit Natascha Kampusch.

Die Videos standen unter Verschluss, von ihrer Existenz hat die Öffentlichkeit bisher nichts gewusst. Die Inhalte wurden laut „Welt“ mit dem Einverständnis der 28-Jährigen verwendet.

Dem widersprach Ganzger im APA-Gespräch. Nachdem die Videos 2006 im Haus von Priklopil von der Polizei sichergestellt und vom Gericht ausgewertet wurden, wurden sie Kampusch überreicht, erklärte der Anwalt. Wie Reichard an die Bänder gelang, ist nach Angaben Ganzgers unklar. „Er (Reichard, Anm.) weiß ja, wie heikel das mit den Videos ist“, meinte Ganzger, da sich der ehemalige Kriminalbeamte auch privat mit Kampusch regelmäßig getroffen hat.

[B]Keine Zustimmung zu Buch[/B]
Allerdings habe Kampusch nie ihre Zustimmung zu diesem Buch gegeben, „weder schriftlich noch mündlich“, meinte Ganzger zur APA. Bei den privaten Treffen habe Reichard nie erwähnt, dass er ein Buch schreibt. Erst im Dezember 2015 habe er ihr bei einer Zusammenkunft in Wien ein 400-seitiges Manuskript vorgelegt.

Laut Ganzger ist Kampusch mit dem Lesen des Manuskripts überfordert gewesen, habe nur ein wenig geblättert und dann zum Autor gesagt: „Warum tun Sie das? Ich will das nicht.“ Laut Ganzger hat der Autor Natascha Kampuschs „Vertrauen missbraucht“. [...]

21.03.16, 22:41:53

Walter Pöchhacker

21. März 2016/18.00 Uhr, Manfred Seeh
Print-Ausgabe 22.03.

[B]Natascha Kampusch: Der Fall, der niemals Ruhe findet[/B]

Die Entführung von Natascha Kampusch sorgt weiter für Gesprächsstoff.

Heuer jährt sich die Flucht von Natascha Kampusch zum zehnten Mal. Ein neues Buch über Videos aus dem Keller darf als Vorbote neuer Debatten und Publikationen gelten.

Die Verschwörungstheorien könnten endlich ein Ende haben, heißt es aktuell – denn: Videos bzw. Protokolle von Videodialogen zwischen Natascha Kampusch und ihrem Entführer, Wolfgang Priklopil, würden die offizielle Ein-Täter-These bestätigen.

Diese Protokolle werden in einem nun erschienenen Buch veröffentlicht („Die Presse“ berichtete). Allerdings: Die von Priklopil aufgenommenen Videos waren den Behörden seit Beginn der Untersuchungen bekannt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse konnten die Ermittler aber nicht davor bewahren, zur Zielscheibe öffentlicher Kritik zu werden. Kein Wunder. Alle Verschwörungstheorien hatten ja ihrem Wesen nach eines gemeinsam: eben das gezielte Konterkarieren der behördlichen und damit offiziellen Linie.

[...]

Kaum erschienen sorgt das Buch (und dies mag sich PR-technisch vielleicht nicht ganz ungünstig auswirken) für Diskussionen. Thema sind vorerst gar nicht so sehr die Inhalte selbst, die in „Der Entführungsfall Natascha Kampusch. Die ganze beschämende Wahrheit“ vorkommen; Inhalte nämlich, die zeigen, dass ein pedantisch-gebieterischer Entführer, Wolfgang Priklopil, seinem Opfer unter anderem diverse Hausarbeiten abverlangte. Oder dass eben dieser Priklopil Anlässe wie Weihnachten oder Geburtstage in dem sogenannten Verlies bzw. in dem Wohnhaus in Strasshof an der Nordbahn (NÖ) in beklemmender Manier mit seinem Opfer „feierte“.

Es sind zunächst vielmehr die Umstände des Zustandekommens des von dem deutschen Dokumentarfilmer Peter Reichard geschriebenen Buches, die nun für Verstimmung sorgen. Laut dem Rechtsvertreter von Natascha Kampusch, dem Wiener Anwalt Gerald Ganzger, seien die nun publizierten Videodialoge keineswegs von Kampusch an den Autor übergeben worden. Ganzger: „Er hat das Material offenbar von dritter Seite.“

Und (unabhängig von der Quelle – infrage kommen hier vor allem Ermittlerkreise): „Der Autor verbreitet in dem Buch Inhalte von Videos ohne Wissen und ohne Zustimmung von Natascha Kampusch.“ Nachsatz: „Frau Kampusch findet das nicht in Ordnung.“ Jedoch hat Reichard vor fünf Jahren die TV-Doku „Natascha Kampusch: 3096 Tage Gefangenschaft“ unter Mithilfe des einstigen Opfers gedreht. Er durfte auch das „Verlies“ betreten. Im Vorwort des Buches heißt es über das Videomaterial, dass „die Tatsache seiner Existenz“ mit Zustimmung von Kampusch „nun öffentlich“ geworden sei.

Jedenfalls sind die Bänder, wie erwähnt, der Polizei, der Staatsanwaltschaft und dem damaligen U-Richter bekannt. Das Material wurde im Entführerhaus sichergestellt. Gleich nachdem Kampusch geflohen war und sich Priklopil vor einen Zug geworfen hatte.

Der U-Richter hatte die Bänder nach genauer Sichtung an Kampusch übergeben. Es fanden sich keinerlei Hinweise auf das Mitwirken einer dritten Person oder gar die Existenz eines Kinderpornorings – derlei Spekulationen waren ja bekanntlich im Umlauf.

Zweifler mögen nun einwenden, dass Videosequenzen eine achteinhalbjährige Gefangenschaft nicht einmal ansatzweise abbilden können. Und auch dass das Opfer selbst immer nur von einem (einzigen) Täter erzählt hat, dürfte ein Jahrzehnt nach der gelungenen Flucht der heute 28-Jährigen nicht ausreichen, um Spekulationssümpfe trockenzulegen. [...]

http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/4951057/Natascha-Kampusch_Der-Fall-der-niemals-Ruhe-findet?from=suche.intern.portal
21.03.16, 23:10:51

Walter Pöchhacker

Salzburg24.at, 21.03.2016/21.18

[...] Der Verlag bezeichnete gegenüber dem “Kurier” die Vorwürfe hingegen als haltlos und berichtete ebenfalls von dem Treffen Reichards mit Kampusch im Dezember. Dabei soll Natascha Kampusch die Möglichkeit gehabt haben, das Manuskript zu lesen. Es gebe sogar Erinnerungsfotos von einem gemeinsamen Abendessen und eine eidesstattliche Erklärung vom Autor. Ob Kampusch diese auch unterzeichnet hatte, blieb laut “Kurier” offen.

Kampusch will zu der Veröffentlichung des Buches keine Stellung nehmen, sagte Ganzger. Ihr Rechtsvertreter sah laut “Kurier” “eine glatte Verletzung ihrer Privatsphäre”. Er werde das Buch lesen und rechtliche Schritte überlegen, kündigte Ganzger an. [...]
21.03.16, 23:33:51

Walter Pöchhacker

kurier.at - 22.03.2016, 06:00
[...]
[B]Eklat um geheime Kampusch-Videos[/B]

[B]Neues Buch: anwalt: "Sie gab keine Zustimmung".[/B]

[...]

"Ich will das nicht"

Die Vorwürfe seien haltlos, entgegnet der Münchner Riva Verlag in einer schriftlichen Stellungnahme an den KURIER. [B]Am 17. Dezember 2015 habe sich Kampusch in Begleitung ihres engsten Vertrauten Johannes Silveri mit dem Autor in einem Hotel in Wien getroffen.[/B] Sie habe die Möglichkeit erhalten, das Manuskript nach Belieben zu lesen. Es gebe sogar Erinnerungsfotos von einem gemeinsamen Abendessen und eine eidesstattliche Erklärung. "Vom Autor", ergänzt der Verlag auf Nachfrage. Ob auch Kampusch diese unterschrieben hat, bleibt unbeantwortet.

Etwas anders beschreibt Anwalt Ganzger das Treffen: Kampusch sei mit dem Lesen des 400-seitigen Manuskripts überfordert gewesen, habe nur ein wenig geblättert und dann zum Autor gesagt: "Warum machen Sie das? Ich will das doch gar nicht."

"Herr Reichard war dann beleidigt, denn schließlich hat er sich selbst immer als großen Unterstützer gesehen", schildert Ganzger. Reichard habe noch einmal versucht, mit Kampusch zu reden, sie habe aber abgeblockt.

Sie möchte sich auch jetzt nicht öffentlich zum Buch äußern, richtet ihr Anwalt aus. "Sie beteiligt sich nicht an dieser Geschäftemacherei." 2010 hat sie ihre eigene Biografie veröffentlicht. "3096 Tage" kam 2013 auch als Film in die Kinos. Seither hat sich die heute 28-Jährige aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

22.03.16, 13:21:38

Walter Pöchhacker

kleinezeitung.at - 21.März 2016

[B][B]Streit um neues Buch über den Fall Natascha Kampusch[/B][/B]

http://www.kleinezeitung.at/k/chronik/oesterreich/4951163/Wien_Streit-um-neues-Buch-uber-den-Fall-Kampusch-
22.03.16, 21:04:08

Walter Pöchhacker

kurier.at - 24. März 2016

[...] Buchautor: [B]Kampusch "wird für diese Attacke missbraucht"[/B]

Als "maßlose Schweinerei" bezeichnet Autor Peter Reichard den Wirbel um sein neues Buch zum Entführungsfall Natascha Kampusch.

[...]

Dass Kampusch sehr wohl über das Erscheinen des Buches informiert gewesen sein soll, und auch die Gelegenheit gehabt habe, das Manuskript zu lesen, gab Reichards Verlag gegenüber dem KURIER bereits zu Protokoll.

Der Autor selbst vermutet aber darüber hinaus, dass nicht sie selbst, sondern ihr Verlag etwas gegen sein Buch habe, weil im Sommer ein eigenes veröffentlicht werden soll. Der Titel: "10 Jahre Freiheit". Die heute 28-Jährige wurde 1998 entführt, ihre Flucht im August 2006 jährt sich heuer zum zehnten Mal. "Es tut mir von Herzen leid, dass sie von ihren Medienberatern für diese Attacke gegen mich missbraucht wird", sagt Reichard.

Er und seine Frau, die am Buch mitgearbeitet hat, seien immer im besten Einvernehmen mit Kampusch gewesen. "Sie hat meiner Frau zum Dank für unsere Arbeit sogar etwas gebastelt", sagt er. Das Werk sowie gemeinsame Fotos bewahre er auf – als Beweis, dass zwischen ihnen alles in bester Ordnung sei.

"Sie sollte froh sein"
"Sie ist ein Verbrechensopfer, muss mit so vielem zurecht kommen. Und dann gibt es noch Leute, die Geld mit ihr verdienen wollen", sagt er – und nimmt sich selbst nicht aus. "Sie sollte sich darüber freuen, dass endlich die Wahrheit auf den Tisch kommt. In meinem Buch zeige ich, dass alle Verschwörungstheorien falsch sind und sie immer die Wahrheit gesagt hat."

Ob Kampusch wirklich damit einverstanden war, dass er die bisher unbekannten Videoaufnahmen ihrer Demütigungen im Hause Priklopil veröffentlicht? "Ja, und das kann ich auch belegen", betont Reichard.

Die Betroffene möchte sich selbst nicht dazu äußern, Interviewwünsche werden abgewiesen. "Sie möchte nur in Ruhe gelassen werden", richtet ihr Anwalt aus.

http://kurier.at/chronik/oesterreich/buchautor-kampusch-wird-fuer-diese-attacke-missbraucht/188.824.213

24.03.16, 14:36:27
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