Der Puls der SOKO
Wie bereits erwähnt, gab es schon ein halbes Jahr vor Gründung der SOKO-Burgenland an der Spitze des Innenressorts „Strömungen“: Die von mir aufgezeigten Fehler weiterhin vertuschen, oder – nach dem Motto „was´ wiegt das hat´s“ – ausmisten. Gegensätzliche Strömungen erzeugen bekanntlich einen Strudel, der nicht immer ungefährlich ist. Die Warnungen eines Spitzenbeamten „Passen Sie auf, die sind fürchterlich heiß auf Sie“ führten dazu, dass ich nicht einmal bei Rot über eine Kreuzung ging.
Die SOKO verfügte über einen Bericht, in dem u.a. seitenweise Ungereimtheiten und Widersprüche von Frau Brigitta S. nachzulesen waren und nur mehr überprüft hätten werden müssen. Naheliegend wäre gewesen, Frau S. damit zu konfrontieren … deswegen war die SOKO in erster Linie ja da. Abgesehen davon: Hätte sie nicht auch als leidende Mutter das Recht gehabt, aus erster Hand informiert zu werden?
Tatsächlich herrschte jedoch Funkstille. Das ging soweit, dass die „Hauptbeteiligte“ S. drei Wochen später, am 9. August 2002, bei einem Interview mit Woman ihrem Unmut freien Lauf ließ:
Sie hätte von der SOKO aus dem Teletext erfahren, sei noch immer nicht kontaktiert worden, habe mehrmals angerufen und sei nicht zurückgerufen worden … man lasse sie im Regen stehen!
Ich hatte natürlich meine Finger am Puls des Geschehens und bald den Eindruck, es mit einer Wasserleiche zu tun zu haben. Die einzig wahrzunehmende Strömung war jene in der Donau, in der - einen Monat nach der SOKO-Geburtsstunde - viel Wasser hinab geronnen war. Am 17. September 2002 beschwerte ich mich – noch sehr höflich – per E-Mail bei Haidinger. Den versprochenen Termin hatte ich noch immer nicht bekommen, dafür jedoch die lapidare Antwort, dass mein Schreiben an den SOKO-Chef weitergeleitet worden sei …
Der Leser – vor allem der „gelernte Österreicher“ – ist nun vielleicht in der Lage selbst beurteilen zu können, ob nach diesem Affenzirkus quer durch das Innenressort eine (singuläre) „Führungsschwäche“ Ursache für das Nichtstun der SOKO gewesen sein kann, oder ob diese brav und auf Weisung bzw. Duldung von „ganz oben“ in der Strömung der Vertuscher mit geschwommen sein muss. Der Akt unterlag bzw. unterliegt natürlich der Berichtspflicht.
Beruflich geschadet haben die Schwimmkünste dem SOKO-Chef übrigens nicht: Der Oberst brachte es bis zum Generalmajor und wurde kurz darauf, am 1. Jänner 2003, Landesgendarmeriekommandant (ab 1. Juli 2005 Landespolizeikommandant) für das Burgenland. Seit Ende November 2012 ist er in Pension.
Für alle gilt die Unschuldsvermutung.