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Walter Pöchhacker

Kurzer Rückblick:

Am 17.07.2002 wurde (nachdem das Sicherheitsbüro - federführend [B]Dr. Geiger[/B] - zuständig war) vom damaligen Direktor des Bundeskriminalamtes Wien, Dr. Haidinger, die SOKO Burgenland gegründet. Wer mein Buch kennt oder in diesem Forum nachliest kann erahnen, welch schwere Geburt das damals war. Nobel wird heute veschwiegen, dass diese SOKO letztlich von einem kleinen Detektiv erzwungen wurde. Ich werde das in der Folge mit der Veröffentlichung einiger Dokumente beweisen.

Dass es sich dabei in Wahrheit um eine reine Vertuschertruppe handelte, die nicht daran dachte, die von mir aufgezeigten Fehler des Sicherheitsbüros zu evaluieren, stand für mich bald fest. Zwischenzeitlich ist durch Akteneinsicht erwiesen, dass bereits damals ganz Österreich zum Narren gehalten wurde.

Nun zum (vielleicht vorerst) letzten Bericht der "internationalen Kommission" (Band 1, Seite 13). Bezug wird dabei auf die entsprechende Kritik des Kommuniqués des Ständigen Unterausschusses für innere Angelegenheiten vom 28.06.2012 genommen.


[I][B]Aus dem Kommuniqué:[/B]1.4. „Weiters wurde festgestellt, dass im Jahr 2002 anlässlich der Übertragung des Aktes an die Kriminalabteilung Burgenland durch den Direktor des Bundeskriminalamtes eine umfassende Evaluierung der bisherigen Ermittlungen beauftragt wurde. Statt einer Aufarbeitung der bisherigen Erhebungen im Sinne eines „Cold-Case-Managements“ führte jedoch die eingesetzte Sonderkommission die Ermittlungen fort, insbesondere im Hinblick auf die Behauptungen eines Privatdetektivs. Auch hier wurde eine Chan-ce verpasst festzustellen, dass es bereits zwei Hinweise auf P. gab.

Die Verantwortung dafür trifft neben den Beamten der SOKO Burgenland auch den Staatsanwalt, der in auffallender Weise in entscheidenden Phasen der Ermittlungen untätig geblieben ist.“

[B]Ergebnis der Detailanalyse:[/B]1.4. In der Tat ist es nach Übertragung des Aktes an die Kriminalabteilung Burgenland nicht zu einer umfassenden Evaluierung und auch nicht zu einer nochmaligen Überprüfung der beiden Hinweise auf Wolfgang P. gekommen. Grund dafür scheint zu sein, dass der Gegenstand des Evaluierungsauftrages nicht hinreichend klar war und zusätzlich an dieselben Beamten weitere Ermittlungsaufträge erteilt wurden, deren gleichzeitige Befolgung mit dem Evaluierungsauftrag angesichts beschränkter Res-sourcen und fehlender Prioritätensetzung nicht möglich war. Diese Vorgangsweise ist klar als [B]fehlerhaftes Führungsverhalten[/B] zu qualifizieren.[/I]

Nicht nur diese kreative Wortschöpfung für einen glatten Amtsmissbrauch (von wem auch immer) ist bemerkenswert. [B]Man darf nicht vergessen, dass diese Truppe nach dem Auftauchen von Frau Kampusch hurtig weiter ermittelte.[/B]Fortsetzung folgt!
17.04.13, 13:13:21

Walter Pöchhacker

geändert von: Daniel Pöchhacker - 12.12.18, 10:58:14

Nach dem Verschwinden von Natascha am 2. März 1998 herrschte Panik. Die drei damals noch unaufgeklärten Mädchenmorde in Wien-Favoriten waren in den Hinterköpfen der Lehrer und Eltern, die ihre Kinder nicht mehr aus den Augen ließen - Fahrgemeinschaften wurden gebildet. „Lassen Sie bitte die Kinder in Ruhe, sie sind durch die Befragungen der Polizei fertig genug“ bat uns der Schuldirektor. Selbstverständlich entsprachen wir dieser Bitte … in der Annahme, das Sicherheitsbüro würde sich gründlich um die Abläufe am Tag des Verschwindens kümmern.

Drei Jahre später unternahmen wir einen neuen Anlauf. Wieder herrschte Panik – nur dieses Mal im SB. Versuche, die Angelegenheit intern zu bereinigen, scheiterten kläglich. Die Gemüter waren erhitzt und einmal endeten die Schreiduelle fast in Handgreiflichkeiten. Letztlich wurden die Pannen in einem 140-Seiten-Bericht akribisch beschrieben. Einer der ranghöchsten Polizisten des BM.I stellte sich als „Bote“ zur Verfügung und deponierte unsere „Denkschrift“ im Dezember 2001 informell dort wo sie hingehörte: nämlich „ganz oben“. Der Erfolg war mäßig, genau genommen Null.

Immerhin erfuhren wir, dass es zwei „Strömungen“ gab: „Ausmisten gegen vertuschen“. Und es gab eine Warnung für mich: „Die sind fürchterlich heiß auf Sie, passen Sie auf“(!) Nochmals: Ein Detektiv, dem das Schicksal eines Kindes keine Ruhe lässt und der auf „Regimentskosten“ nichts unversucht lässt um Licht ins Dunkel zu bringen wurde gewarnt: Von einem Spitzenpolizisten - vor dessen Kollegen …

Nachdem ein halbes Jahr so vor sich hinströmte, sandten wir unseren Bericht selbst ab – zur Sicherheit eingeschrieben. Und zwar an Minister Strasser, den Generaldirektor für öffentliche Sicherheit Buxbaum, den Polizeipräsidenten Stiedl und den Direktor des .BK Herwig Haidinger …

haidinger1
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Bereits am nächsten Tag erreichte uns eine hoffnungsfrohe Botschaft:

haidinger3
20.04.13, 18:47:19

Walter Pöchhacker

geändert von: Daniel Pöchhacker - 10.07.14, 16:00:50


Wenige Tage später, am 2. Juli 2002, erreichte uns ein (ebenfalls mit 26. Juni 2002 datiertes) Schreiben vom Kabinett des Innenministers Strasser. Unser Bericht sei an das Büro für interne Angelegenheiten (.BIA) zur „weiteren Veranlassung“ weitergeleitet worden.

Schreiben vom BMI am 26.6.2002


Das .BIA (von Strasser aufgrund einer Weisung ins Leben gerufen) war die im Innenministerium eingerichtete Anti-Korruptionsbehörde. Am 1. Jänner 2010 wurde es vom Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung und Korruptionsprävention (.BAK) abgelöst. Das .BAK arbeitet eng mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zusammen.

Die Sektkorken knallen zu lassen erschien uns aber verfrüht, da es nicht das erste Schreiben vom Ministerkabinett war. Bereits ein Jahr davor wurden wir aufgrund von Beschwerdeschreiben informiert, dass diese der „zuständigen Abteilung“ zur Prüfung übermittelt worden seien und ich „umgehend vom Ergebnis in Kenntnis gesetzt“ werde. Darauf warte ich freilich bis heute …


Schreiben vom BMI am 26.6.2002
25.04.13, 09:05:03

Walter Pöchhacker

geändert von: Daniel Pöchhacker - 12.12.18, 10:58:54


Am 12. August 2002 – knapp einen Monat nach Gründung der SOKO, aber immerhin – erreichte uns ein Telefax von der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit (gezeichnet von Mag. Zwettler). Der ranghöchste Polizist Österreichs war damals Erik Buxbaum. Sein Nachfolger (ab 1. Jänner 2009) Herbert Anderl zeichnete (auch) für den „Evaluierungsbericht unter Beteiligung des BKA Wiesbaden und des FBI“ vom 15. April 2013 verantwortlich. (Seit 1. Jänner 2013 ist Konrad Kogel neuer Generaldirektor).


haidinger1

Der Neuigkeitswert hielt sich jedoch schon deswegen in Grenzen, weil „News“ bereits am 22. Juli 2002 in einer doppelseitigen Exklusivstory über diese sensationelle Neuigkeit berichtet hatte:

[I][…] Faktum ist: Die diesbezüglichen Rechercheergebnisse wurden von Pöchhacker vor wenigen Monaten in einem 140 Seiten langen Bericht zusammengefasst und an das Bundeskriminalamt übergeben. Wo man die kriminalistischen Resultate des Privatdetektives immerhin für so interessant hält, dass der „Fall Natascha“ jetzt neu aufgerollt werden soll. […][/I]

02.05.13, 13:18:39

Walter Pöchhacker

[B]Polizeipräsident Stiedl[/B]

Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass von den Empfängern meines Berichtes die Reaktion von Peter Stiedl noch nicht erwähnt wurde. Er war von 1995 (somit auch zum Zeitpunkt des Verschwindens von Natascha Kampusch am 2. März 1998) bis 2007 Wiener Polizeipräsident. In seine Amtszeit fielen 2006 auch die Amtsmissbrauchsaffären in der Wiener Polizeispitze (Saunaaffäre, Geiger vs. Horngacher war sinngemäß wie „Kapfenberg gegen Simmering“).

Stiedl reagierte auf meinen Bericht in einer Form, die ich nicht zu träumen gewagt hätte: Er gab mir wiederholt Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch, unterstützte mich tatkräftig und schwamm ungeniert gegen den Strom.

Am 1. Jänner 2008 wurde er von Gerhard Pürstl abgelöst, der kein Hehl daraus machte, dass er sich für den zwischenzeitlich in die Privatwirtschaft zwangsabgewanderten Geiger stark macht. Ob das eine gute Idee war weiß ich nicht. Geiger mischt jedenfalls seit September 2009 wieder fleißig mit - „bemerkenswert“ ist sein erneutes Engagement in Fall Kampusch.
07.05.13, 14:54:45

Walter Pöchhacker

geändert von: Daniel Pöchhacker - 12.12.18, 10:59:14


Der Puls der SOKO

Wie bereits erwähnt, gab es schon ein halbes Jahr vor Gründung der SOKO-Burgenland an der Spitze des Innenressorts „Strömungen“: Die von mir aufgezeigten Fehler weiterhin vertuschen, oder – nach dem Motto „was´ wiegt das hat´s“ – ausmisten. Gegensätzliche Strömungen erzeugen bekanntlich einen Strudel, der nicht immer ungefährlich ist. Die Warnungen eines Spitzenbeamten „Passen Sie auf, die sind fürchterlich heiß auf Sie“ führten dazu, dass ich nicht einmal bei Rot über eine Kreuzung ging.

Die SOKO verfügte über einen Bericht, in dem u.a. seitenweise Ungereimtheiten und Widersprüche von Frau Brigitta S. nachzulesen waren und nur mehr überprüft hätten werden müssen. Naheliegend wäre gewesen, Frau S. damit zu konfrontieren … deswegen war die SOKO in erster Linie ja da. Abgesehen davon: Hätte sie nicht auch als leidende Mutter das Recht gehabt, aus erster Hand informiert zu werden?

Tatsächlich herrschte jedoch Funkstille. Das ging soweit, dass die „Hauptbeteiligte“ S. drei Wochen später, am 9. August 2002, bei einem Interview mit Woman ihrem Unmut freien Lauf ließ:

Sie hätte von der SOKO aus dem Teletext erfahren, sei noch immer nicht kontaktiert worden, habe mehrmals angerufen und sei nicht zurückgerufen worden … man lasse sie im Regen stehen!

Ich hatte natürlich meine Finger am Puls des Geschehens und bald den Eindruck, es mit einer Wasserleiche zu tun zu haben. Die einzig wahrzunehmende Strömung war jene in der Donau, in der - einen Monat nach der SOKO-Geburtsstunde - viel Wasser hinab geronnen war. Am 17. September 2002 beschwerte ich mich – noch sehr höflich – per E-Mail bei Haidinger. Den versprochenen Termin hatte ich noch immer nicht bekommen, dafür jedoch die lapidare Antwort, dass mein Schreiben an den SOKO-Chef weitergeleitet worden sei …


haidinger1


Der Leser – vor allem der „gelernte Österreicher“ – ist nun vielleicht in der Lage selbst beurteilen zu können, ob nach diesem Affenzirkus quer durch das Innenressort eine (singuläre) „Führungsschwäche“ Ursache für das Nichtstun der SOKO gewesen sein kann, oder ob diese brav und auf Weisung bzw. Duldung von „ganz oben“ in der Strömung der Vertuscher mit geschwommen sein muss. Der Akt unterlag bzw. unterliegt natürlich der Berichtspflicht.

Beruflich geschadet haben die Schwimmkünste dem SOKO-Chef übrigens nicht: Der Oberst brachte es bis zum Generalmajor und wurde kurz darauf, am 1. Jänner 2003, Landesgendarmeriekommandant (ab 1. Juli 2005 Landespolizeikommandant) für das Burgenland. Seit Ende November 2012 ist er in Pension.

Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

14.05.13, 11:26:28
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